zeitzeuge bildAm Montag, den 16.11., fand der diesjährige Zeitzeugenvortrag für die 11. Jahrgangsstufe (aus gegebenem Anlass digital) statt.

Thomas Raufeisen führte bis zum Jahr 1979, damals war er 16 Jahre alt, ein gewöhnliches Leben in der BRD. Er besuchte ein gut ausgestattetes Gymnasium in Hannover und traf sich gern mit Freunden.
Eines Tages jedoch drängte der Vater unter einem Vorwand zum Aufbruch in die DDR; wie sich bald herausstellte, führte dieser ein Doppelleben und diente schon längere Zeit als „Kundschafter des Friedens“, als DDR-Spion im Westen und drohte nun aufzufliegen.

 

Herr Raufeisen erzählte davon, wie sich sein Leben von einem auf den anderen Tag drastisch veränderte. Statt der Sportart Kugelstoßen im Schulunterricht, sollte er nun Handgranaten werfen. Anstelle des üblichen „Guten Morgens“ zu Unterrichtsbeginn, sollte nun ein Lied gesungen und zu jeder Stunde Meldung erteilt werden. Während sich die DDR selbst als friedliebendes Land darstellte, zeigte sie immer auch militaristische Züge.
Im Unterricht spielte er eine ideologische Überzeugung vor, privat war er anderer Meinung.
Er brach die Schule ab und begann eine Ausbildung.
Seine Abneigung der DDR gegenüber und das Verlangen, wieder in den Westen zu ziehen, äußerte sich einige Jahre später in mehreren Fluchtversuchen, unter anderem über die Botschaft in Budapest oder über den Kontakt zu einem US-Soldaten am Checkpoint Charlie.
Letzterer wurde bemerkt und brachte ihm drei Jahre, seiner Mutter sieben Jahre und seinem Vater lebenslängliche Haft. Sein Vater verstarb im Gefängnis.

Herr Raufeisen gab den Schülerinnen zu bedenken, dass die Macht der SED auf Lügen, Hass, Intoleranz und Gewalt basierte. Sie agierte gegen die eigene Bevölkerung in einer Ein-Partei-Diktatur, wobei die Stasi als Schild und Schwert der Partei galt.
Er appellierte dafür, Engagement zu zeigen und sich nicht die Freiheit nehmen zu lassen, denn auch heute bestimmen teilweise wieder Lügen, Hass und Intoleranz öffentliche Diskussionen.

Marie-Christin Meichner