whomovesPrivilegien. Was sind Privilegien? Heißt das, dass wir fließendes, sauberes Wasser haben? Oder dass wir einen Zugang zu Bildung haben, uns Bibliotheken mit vielen Büchern offenstehen, Theaterbesuche möglich sind, oder dass wir die Wunder der Technik nutzen können?

 

 
 
 
 
 

Privilegiert zu sein, heißt, dass einem gewisse Chancen gegeben sind, dass man ein Vorteil hat, in den man hineingeboren wurde. Ob das nun ein Zugang zu Bildung ist, oder einfach nur, dass man ohne Behinderung durch das Leben geht, ist dabei gleich. Privilegien können sichtbar sein, aber bei der Abwesenheit von ihnen, muss man genau hinschauen. Aber macht man das denn? Schaut man auf die anderen Mitmenschen, die nicht die gleichen Chancen wie wir haben?

In einem Workshop am 7. November 2018 durfte der Sozialkundekurs der Q12 in einem einfachen Spiel selbst erfahren, was es heißt, privilegiert zu sein – oder nicht: Ein Privileg, ein Schritt nach vorne. Kein Privileg, ein Schritt nach hinten. Und der Weg nach vorne an die Spitze zu den anderen wird immer weiter. Aber was kann man tun, um den Weg zu verkleinern? Kann man Privilegien teilen? Kann man seine Chancen und Vorteile teilen? Natürlich, wenn jeder hinter sich schaut, und einen Mitmenschen an die Hand nimmt, und einen Teil des Weges mit ihm läuft.

Doch wie sieht es mit einem ganz anderen Weg aus? Nicht den Weg in der Gesellschaft nach oben – wie auch immer das aussehen mag – sondern mit dem Weg von einem Land in ein anderes? Den Fluchtweg. Wie ergeht es Frauen auf diesem Weg? Frauen sind in vielen Ländern noch immer das Geschlecht, das weniger privilegiert ist. Einfach nur, weil sie Frauen sind. Und der harte Weg der Flucht ist nicht schon schlimm genug. Im vermeintlichen Schutzland angekommen, sind es gerade die Menschen, die Schutz geben sollen, die sich an den Frauen vergehen.

Was bleibt uns nun übrig zu tun? Auch wir haben uns diese Frage gestellt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir unsere Stimme nutzen müssen. Dass wir eine Öffentlichkeit herstellen und andere Mitmenschen auffordern müssen, auch ihre Hand auszustrecken und ihre Privilegien zu teilen.

Die Öffentlichkeit suchte auch das Performancekollektiv „Swoosh Lieu“. In ihrem Theaterstück „Who moves?!“ zum Thema „Flucht, Migration und Feminismus“ legten die Künstlerinnen in einer aufwühlenden Performance die Flucht aus Sicht der Frauen dar. Indem sie das Publikum in die Darbietung miteinbeziehen, wird es vom bezugslosen Betrachter zum beteiligten Mitgestalter. Die Bilder berühren und die Worte klagen an. In ein paar Minuten schafft es die Künstlerinnengruppe die Zuschauer still aufzufordern, über ihr eigenes Leben nachzudenken – über die eigenen Privilegien.

Der Theaterbesuch am Abend war ein treffender Abschluss für einen interessanten Workshop, der den Schülerinnen die Möglichkeit gegeben hat, mehr zu erfahren: Über Privilegien, über Flucht und Migration und über die Rolle der Frau auf diesem Weg.

Uns wurde die Hand gereicht und ein Stück Bildung geben. Wir wollen nun hinter uns schauen, anderen unsere Hand reichen und ein Vorbild sein für unsere Mitmenschen.