Trinken im Freundeskreis. Spaß haben, feiern gehen, einen Filmriss haben, über private Themen reden. Ganz normale Dinge auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Dazu gehört eventuell auch, mit Freunden einen näheren Bezug zu entwickeln, Gefühle für jemanden zu haben, und neue Erfahrungen zu sammeln. Was passiert jedoch, wenn ein Freund von dir dich sexuell missbraucht? Wenn ein klares Nein ignoriert wird? Was passiert, wenn all das an einem Abend mit sehr viel Alkohol passiert? Was passiert, wenn sich niemand mehr an die ganze Situation erinnern kann? Was passiert, wenn die ganze Freundschaft in der Gruppe aufs Spiel gesetzt wird?

Genau mit diesen Fragen befasst sich das Theaterstück „Ich hab noch nie“ der Schauburg. Fünf Jugendliche versuchen sich an einen Abend mit Trinkspielen und Alkohol zu erinnern, bei dem einer von ihnen vergewaltigt wurde. Jeder erzählt eine andere Version der Geschichte und im Gespräch wird schnell das gegenseitige Vertrauen aufs Spiel gestellt. Wer wird als schuldig betitelt und wird aus der Gruppe ausgeschlossen? Wer glaubt wem? Wer sagt die Wahrheit?

Ein sehr privates Thema wird durch die Schauspieler an die Zuschauer weitergegeben. Ein Thema, welches nicht gründlich behandelt wird. Die 10. Jahrgangsstufe hatte am 18.Januar 2022 die Möglichkeit, sich mit diesem Thema näher auseinanderzusetzen: Was macht eine Vergewaltigung mit den Betroffenen? Wie habt ihr das Theaterstück aufgenommen? Wer war eurer Meinung nach schuld? Auch nach der Vorführung wurde in einer Gesprächsrunde mit einem Theaterpädagogen und der Schauspielerin Nele Sommer ausführlich über die Meinung und Gedanken der SchülerInnen gesprochen. Alles in allem war die Erfahrung, endlich wieder ein Theaterstück besuchen zu können, und mit so einem wichtigen und sensiblem Thema in Kontakt zu treten, sehr lehrreich und angenehm. Vielen Dank an die Schauburg, unsere Lehrkräfte und vor allem die Schauspieler für das Erlebnis!

Von Frieda Nicoll, 10a