So heißt der Untertitel des autobiografischen Werks namens „Tonspur“, in dem Olaf Hintze gemeinsam mit Susanne Krones sein Leben in der DDR und seine Flucht 1989 beschreibt. Bei seinem Besuch am BBG am 14.11.22 erzählte er, wie oft er davon träumte, im Westen aufzuwachen. Und gleichzeitig wusste er, da kommt er niemals hin. Olaf Hintze, geboren im August 1961 in Erfurt/Thüringen, lebte als junger Mann mit dem Gefühl, im falschen Teil der Welt geboren zu sein. Er wollte die Literatur aus dem Westen lesen, die verboten war. Die wenigen Exemplare, die es in den Ostteil Deutschlands geschafft hatten, mussten schnell weitergereicht werden. Er liebte die Musik des Westens, die verboten war. In der 8. Klasse baute er einen Piratensender und konnte so die Titel aus den westdeutschen Charts aufnehmen und über UKW an seine Klassenkameraden weiterleiten. Es war pures Glück, dass ihn sein Physiklehrer, der ihm auf die Schliche kam, nicht verpfiff.
Das Empfängerauto der Stasi, das ihn vermutlich orten wollte, hatte er rechtzeitig erkannt. Da er in einem großen Haus mit über 100 Parteien wohnte, konnte er auch nicht identifiziert werden. Immer war sein Leben geprägt vom Glück, den Schlingen der Partei zu entkommen, außer kurz vor dem Einzug zur Armee, als er im Frust über die bevorstehende Zeit beim Militär auf seinem Nachhauseweg eine Fahne abriss. Die Staatsspitzel waren überall, so ein Vergehen wurde nicht geduldet, er wurde auf die Polizei mitgenommen, verhört und ab diesem Moment war nichts mehr für ihn möglich – sein Lebensweg war verbaut. Dies war der Auslöser für seine Flucht, die Olaf Hintze ebenfalls sehr ergreifend erzählte. Gleichzeitig machte er aber auch klar, dass die DDR nicht nur ein Staat der Unfreiheit oder des Unrechts war, die DDR war ein Verbrecher-Staat mit der am besten bewachten innerdeutschen Grenze weltweit. Menschen, die sich im Minenfeld oder am Stacheldraht verletzten, wurde jegliche Hilfe verweigert, oder sie wurden gleich erschossen – über 1000 Todesopfer sind auf diese Weise zu beklagen und dies sind nur die dokumentierten Fälle. Zunehmend wurde die DDR zur Diktatur, in der die eigenen Bürger schikaniert und gefoltert wurden, wenn sie nicht partei- und staatskonform lebten. Neben der politischen Unfreiheit waren aber auch die wirtschaftlichen Abhängigkeiten groß. Obwohl niemand hungern musste, war alles im täglichen Leben aufwändig und schwierig. Olaf Hintze mahnte deshalb, sich für den freiheitlich-demokratischen Staat einzusetzen und Angriffe auf die Demokratie von Anfang an abzuwehren.
M. Mischung