„Nicht die, die am lautesten schreien, sind entscheidend.
- Es ist die Mehrheit, die entscheidend ist!“
Die Europäische Union: Ein Staatenbund aus noch 28 Ländern, der als Wirtschafts-, Währungs- und politische Union fungieren soll, steht immer wieder in der Kritik. Vor allem mit dem Satz: „Die EU braucht zu lange, um Entscheidungen zu treffen!“
Vom Montag, den 04.11. bis Mittwoch, den 06.11.2019 ging es gemeinsam mit Frau Stief-Saathoff und Herrn Lindner für die Q11 des BBGs nach Benediktbeuern, um dort drei Tage lang „EU zu spielen“. Mit den beiden Kursleiterinnen des Planspiels, Sabine Fütterer und Maximiliane Eckhardt von Valentum Politische Bildung, erhielten wir neue und lebensechte Einblicke in die Entscheidungsfindung der EU. Wir schlüpften in verschiedene Rollen: Einige wurden Abgeordnete der verschiedenen Fraktionen des EU-Parlaments, andere Ministerinnen der einzelnen EU-Staaten des Ministerrates und Vorsitzende der EU-Kommission. Einzelne erhielten die Positionen von Interessenvertretern, Lobbyisten und der Presse.
Unsere Aufgabe war es, eine Richtlinie für die Asyl- und Flüchtlingspolitik der EU auszuarbeiten und zu verabschieden. Dabei mussten wir uns mit vielen politischen Themen auseinandersetzen und Herausforderungen stellen, wie z.B.: Wie halte ich Reden? Und wie schaffe ich es, Menschen zu erreichen und zu überzeugen? In einigen Fällen auch: Wie vertrete ich eine Meinung, für die ich nicht stehe? Und immer wieder: Wie übe ich Kritik und gehe dennoch respektvoll mit den anderen um?
Es wurde diskutiert, auch mal laut und hitzig, es wurden viele Fragen beantwortet und konkrete Lösungen zustande gebracht und auch verstanden, warum es Zeit braucht, alle Meinungen unter einen Hut zu bringen. Denn obwohl wir im kleinsten Rahmen von 40 Schülerinnen versuchten, eine einheitliche Richtlinie zu verabschieden, haben wir weder alle zufriedengestellt noch alle offenen Fragen beantwortet.
Und trotzdem haben wir gelernt, unsere Meinung immer zu sagen, Kritik weiterhin zu äußern, aber auch anzuerkennen, was Politikerinnen und Politiker der Europäischen Union leisten: Sie ringen in einem komplizierten Geflecht von Kompetenzen und kulturellen Differenzen um die richtige Lösung für eine gemeinsame Sache mit viel Geduld, Kompromissbereitschaft und vor allem Durchhaltevermögen und sie machen trotz vieler Rückschläge und Ergebnisse, die nie ganz ihrer Meinung entsprechen, weiter.
Spontan schnell entworfene, populistische Scheinlösungen reichen für kurzfristigen Jubel, aber demokratische Lösungen, die langfristig zielführend sind und die Meinung der Mehrheit widerspiegeln, brauchen Zeit und führen dann zu andauerndem Applaus!
Ellena Rettenmaier
Ellena Rettenmaier Q11