Am Freitag, den 8.12. fand in der 3. und 4. Stunde ein Vortrag des Zeitzeugen Ernst Grube für die 9. bis 12. Klassen statt. Der 1932 geborene Münchner erzählte von seiner Kindheit und Jugend in seiner halbjüdischen Familie während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten- Weltkriegs: Von seinem Leben neben der Münchner Hauptsynagoge, dann im jüdischen Kinderheim und später im Lager in Milbertshofen und schließlich in Theresienstadt. Er schilderte eindrücklich seine Erfahrungen mit dem Antisemitismus in Deutschland in den 1930er und 40er Jahren und berichtete dabei auch über die einschneidenden Erlebnisse in dieser Zeit, wie zum Beispiel die Erfahrungen, die er gegen Ende des Kriegs im Lager Theresienstadt, als er von seinem Vater getrennt war, machte. Er berichtete auch von der Situation nach dem Krieg und der fehlenden Bereitschaft der Bevölkerung, über die Lage der Shoa-Opfer und der Überlebenden zu sprechen. Am Ende durften die Schüler*innen Ernst Grube noch Fragen stellen.
Insgesamt fand ich den Vortrag von Herrn Grube sehr beeindruckend. Zunächst sollte man tiefsten Respekt davor zeigen, dass ein Mensch, der die Gräueltaten der Nationalsozialisten am eigenen Leib miterleben musste, diese Zeitspanne in seinem Leben nicht verdrängt hat. Vielmehr teilt er seine Erfahrungen mit den nächsten Generationen, die das Glück hatten, solche Abgründe der menschlichen Handlungsfähigkeit nicht erfahren zu müssen. Herr Grube und die restlichen überlebenden Opfer des Holocausts sind ein Beweis dafür, wie stark ein Mensch und dessen Psyche sein können. Sicherlich verbindet er mit seiner Kindheit nicht Freude und Glück wie unsere heutige Generation, sondern ein Leben in Angst und Unverständnis über die wahnhafte Rassenpolitik des Hitler-Regimes, das tausende von Familien auseinanderriss. Das Thema des Holocausts ist ein Thema, dass gerade der deutschen Bevölkerung unangenehm ist, denn wir werden daran erinnert, welche Folgen unsere teils willenlose Gehorsamkeit Hitler gegenüber in Europa und der Welte anrichtete. Je weiter die Zeit nach 1945 voranschritt, desto eher setzten wir Deutsche uns mit unserer Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg auseinander. Doch diese Erinnerungskultur ist heutzutage oftmals von vielen Mitbürgerinnen und Bürgern verpönt, denn sie sehen nicht die Schuld bei uns: „Es waren ja nur unsere Vorfahren“. Doch gerade wegen solcher Aussagen sollten wir das nationale Gedächtnis an unsere Vergangenheit stärken. Denn wenn in Thüringen ein Herr Höcke den Hitlergruß offen bei einer Wahlkampfveranstaltung zeigt und ihm seine Anhänger applaudieren, so ist die Notwendigkeit einer kollektiven Erinnerung an die deutschen Verbrechen während der NS-Zeit notwendig. Ich denke, wir können dankbar sein für Zeitzeugenberichte wie die von Herrn Grube. Zwar können wir sicherlich nie das Leid nachvollziehen, das er durchleben musste, aber seine Erzählungen tragen maßgeblich dazu bei, dass wir ein klares Verständnis unserer Verantwortung erlangen, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen. Solange wir die Möglichkeit haben, von den Erfahrungen der Zeitzeugen dieser dunklen Epoche der Geschichte zu lernen, sollten wir diese dringend wahrnehmen.
Carolin Fermum, Klasse 11a