Dr. Reinhard Baumann, ehemaliger Lehrer am BBG und Historiker, referierte am 17. Dezember 2018 in einem eineinhalbstündigen Vortrag sehr anschaulich, wie sich die Revolution in Bayern vor 100 zugetragen hatte. Hauptfigur der Ereignisse war Kurt Eisner, dessen Leben und Wirken von Dr. Baumann eindrucksvoll vorgestellt wurde. Was bedeutete es, als in wenigen Stunden am 7. November 1918 die Wittelsbacher Monarchie abgeschafft und der Freistaat Bayern ausgerufen wurde?
Welche Faktoren trugen zum anfänglichen Erfolg Eisners bei, dessen Partei USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei) sich erst 1917 von der Mehrheitssozialdemokratischen Partei (MSDP) abgespaltet hatte und die in weiten Teilen Bayerns gar nicht vertreten war? Eisners Ziel war es, eine Demokratie umzusetzen, in der die Bürger permanent an der Politik teilhaben und in der alle mit allen im Gespräch bleiben konnten. Dies sah er in einem Mischsystem aus direkter und repräsentativer Demokratie am besten verwirklicht. Er nannte es „produktive Demokratie“ und kombinierte das parlamentarische System mit Elementen des Rätesystems. Dr. Baumann verwies darauf, dass ein Rätesystem nicht erst in der Russischen Revolution von 1917 als Sowjetsystem (Sowet = russ. Rat) installiert wurde, sondern in Deutschland eine lange Tradition hat (z. B. Bauernräte in der ersten deutschen Revolution von 1525).
Am Ende war es auch die Pressefreiheit, die Kurt Eisner zum Verhängnis wurde. Er hatte sich als Journalist für dieses Grundrecht eingesetzt, woraufhin er übelste Diffamierungen und Lügen über seine Person ertragen musste. Am 21. Februar 1919 wurde er auf dem Weg zum Bayerischen Landtag auf der Promenadestraße in München von einem völkisch-nationalistischen Studenten ermordet.
Vielen Dank an Dr. Baumann für den spannenden Vortrag!