Angst und Lügen sind besonders wichtige Merkmale einer jeden Diktatur. Und zwar die Angst in der Bevölkerung vor staatlicher Willkür, vor der Beschneidung persönlicher Freiheitsrechte, vor persönlichen und beruflichen Repressalien sowie Lügen des staatlichen Regimes.
Der DDR-Zeitzeuge, Rainer Schneider, schilderte bei seinem Vortrag am 9. November 2018 für die Jahrgangsstufen 9 bis 12 sehr eindrücklich, wie die Angst als Machtmittel in der ehemaligen DDR eingesetzt wurde; beispielsweise als er in der 10. Klasse den Unterricht schwänzte, um Willy Brandt zuzujubeln, der 1970 zum Auftakt der deutsch-deutschen Annäherung nach Erfurt kam. Am nächsten Tag wurde er dafür von seinem Direktor vor versammelter Klasse zusammengebrüllt und ins Direktorat abgeführt, wo man ihm mit dem Rausschmiss aus der Schule drohte. Dies war nicht nur für Rainer Schneider eine Lektion, sondern auch für alle Mitschüler, die dem beeindruckenden Auftritt des Direktors beiwohnten. Angst begleitete ihn wiederum als er als 17-Jähriger ins Visier des Ministeriums für Staatssicherheit geriet und festgenommen wurde… Rainer Schneider mahnte die Schülerinnen, die Demokratie nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten - gerade der 9. November eignet sich zum Innehalten und zur Reflexion der Frage: Wo steht unsere Demokratie heute? Wohin gehen die gesellschaftspolitischen Entwicklungen? 100 Jahre nach der Ausrufung der Republik in Deutschland (1918), 95 Jahre nach Hitlers Putschversuch (1923), 80 Jahre nach der Reichspogromnacht (1938), 79 Jahre nach dem Attentatsversuch Georg Elsers (1939), fast 30 nach dem Fall der Mauer (1989).